Migration: eine andere Perspektive
Die Migration, für viele das vorherrschende Bild von Lampedusa, sieht Enzo mit nüchterner Gelassenheit. „Migranten sind hier nichts Neues. Schon immer kamen Menschen über das Meer, auf der Suche nach einem besseren Leben. Und wer in Seenot ist, wird gerettet - das ist ein Gesetz des Meeres“, sagt er überzeugt.
Er erinnert sich an den 3. Oktober 2013, ein Tag, der ihm immer noch Gänsehaut bereitet.
An diesem Tag kenterte ein völlig überfülltes Boot mit mehr als 500 Menschen an Bord vor der Küste Lampedusas. Über 360 Menschen verloren ihr Leben – ein tragisches Ereignis, das die Insel erschütterte und die Weltaufmerksamkeit auf Lampedusa lenkte.
„Ich kam dazu, als die Rettung schon fast abgeschlossen war. Überall Tote. Der Gedanke daran lässt mich zittern. Aber das Meer kann erbarmungslos sein. Wir, die wir es kennen, haben eine Verantwortung.“
Enzo spürt, wie sich die Insel verändert. „Die gesunkenen Boote hinterlassen nicht nur menschliche Tragödien, sondern auch Spuren in unserem Alltag. Ihre Wrackteile zerstören unsere Netze, und der Treibstoff, der ins Meer gelangt, schadet der Umwelt. Hinzu kommt, dass die Fischbestände, vor allem die Tiefseefische, immer knapper werden.