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La Via dell'altro (Der Weg der Anderen)

Entstehungsjahr:2025
Entstehungsort:Lampedusa, Italien
Maße:200 m
Material:Lichtinstallation
Projekte:

La Via dell’Altro entfaltet sich über sechs Abende als poetischer Eingriff in die nächtliche Landschaft Lampedusas. Jeden Abend zeichnen fünf schmale, rote Laserstrahlen einen eleganten Bogen zwischen zwei emblematischen Orten der Insel: Via Roma, der lebhaften Flaniermeile des Tourismus, und Molo Favaloro, dem schlichten Anlegeplatz derjenigen, die nach ihrer Überfahrt Zuflucht suchen.

Diese „Lichtbrücke“ spannt keine begehbare Route, sondern überwindet eine Kluft der Wahrnehmung: Sie macht die stille Nachbarschaft zweier parallel existierender Realitäten sichtbar. Wo Postkarten von sonnenverwöhnter Leichtigkeit erzählen, bergen dieselben Wellen Geschichten von Gefahr und Ausdauer. Wo Gastfreundschaft Urlaubsreisende begrüßt, fehlt sie jenen, die still und unbeachtet ankommen. Indem die Installation diese Spannung ins Licht rückt, wird sie zum Spiegel – sie reflektiert unsere kollektive Mitverantwortung und unsere Fähigkeit zur Empathie.

Durch ihr flüchtiges Leuchten lädt La Via dell’Altro dazu ein, sich mit Fragen auseinanderzusetzen, die das Leben auf der Insel prägen:

  • Wie finden wir eine gemeinsame Basis, wenn unsere Gründe, hier zu sein, kaum unterschiedlicher sein könnten?
  • Was heißt es, Gastgeber zu sein, willkommen zu heißen oder zu ignorieren?
  • Kann ein einziger Lichtstrahl die von uns errichteten Barrieren auflösen – wenn auch nur für einen Augenblick?

Künstlerische Themen & Ziele

  • Gastfreundschaft neu denken
    Anknüpfend an das antike Konzept des hospitium stellt die Arbeit Lampedusa als Gastgeber und Gast zugleich dar – sie feiert echte Begegnungen und legt zugleich Ignoranz offen.

  • Sichtbarkeit als Intervention
    Indem das Licht dorthin leuchtet, wo wir sonst wegsehen, verwandelt die Installation das nächtliche Meer in eine Bühne gesellschaftlicher Reflexion und fordert uns auf, unsere eigenen Erzählungen zu überdenken.

  • Gemeinsames Zeugen
    Sichtbar von Land, Meer und Luft, versammelt das Werk Einheimische, Besucher:innen und entfernte Beobachter:innen zu einem Moment des gemeinsamen Zeugnisses – eine Einladung, zusammen wahrzunehmen und wahrzunehmen, was sonst im Dunkeln bleibt.


Programmhöhepunkte

  • 7. AugustEröffnungsabend
    Gemeinsames Entzünden der fünf roten Strahlen mit Tanja Boukal bei Sonnenuntergang.

  • 8., 9. & 11. AugustBegegnungen & Gespräche
    Gespräche mit ehemaligen Geflüchteten, Anwohner:innen, Rettungskräften und Expert:innen für Migrationsrecht.

  • 10. AugustPodium & Ausstellung „Refugees in Libya“
    Zeitzeugenberichte, Dokumente und Expert:innen-Diskussionen über die Lebensbedingungen in libyschen Lagern.

  • 12. AugustMusik & gemeinsames Singen
    Abschlussfeier unter der Lichtbrücke mit traditionellen lampedusanischen Melodien und Liedern der Migration.